Affektives Priming


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Aktuelles paper im Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition (in press):
List Context Effects in Evaluative Priming
Karl Christoph Klauer, Christian Rossnagel, and Jochen Musch
Universität Heidelberg

Abstract Evaluative priming effects are often found in the evaluative decision task, in which persons judge the affective connotation (positive versus negative) of a target word that is preceded by a prime word. The present experiments examined list-context effects to test explicitly whether evaluative and semantic priming follow the same laws. In Experiment 1, evaluative priming was found at prime-target stimulus onset asynchronies (SOAs) of 0 ms and 100 ms, but not for SOAs of -100, 600, and 1200 ms. Experiment 2 manipulated SOA (0, 200, and 1200 ms) and the proportion (25%, 50%, and 75%) of the prime-target pairs that were evaluatively related. Contrary to the typical finding that increases in the proportion of related prime-target pairs lead to increased priming effects at long but not short SOAs, we found an effect of consistency proportion at SOAs of 0 ms (for RTs) and 200 ms (in the accuracy data), but not at the 1200 ms SOA. The pattern of results is discussed in relation to possible explanatory mechanisms of evaluative priming.

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Beitrag zur 37. Tagung experimentell arbeitender Psychologen
Ruhr-Universitaet Bochum
9.-13.4.1995

Bedingungen und Erklärungsansätze für das Affektive Priming

Jochen Musch, Christian Rossnagel & Karl Christoph Klauer


Menschen werden von der globalen emotionalen Tönung beziehungsweise der affektiven Konnotation von Material, mit dem sie sich beschäftigen, beeinflusst. Diese Beeinflussung kann sich auf die Bearbeitung neuen Materials auswirken: affektives Priming führt dazu, dass die Bearbeitung neuen Materials, dessen affektive Konnotation dem alten ähnlich ist, erleichtert wird; entsprechend kann die Bearbeitung von Material mit zuwiderlaufender affektiver Konnotation erschwert sein.

In einem Experiment wurden die Bedingungen des Auftretens und die kausalen Mechanismen affektiver Priming-Effekte untersucht. Zugrundegelegt wurde ein single-word-Paradigma, bei dem einzelne Eigenschaftswoerter mit entweder eindeutig positiver oder negativer Konnotation als Prime- bzw. Targetstimulus dargeboten werden. Variiert wurde die prime-target stimulus onset-asynchrony (SOA) in den Stufen -100, 0, 100, 200, 600 und 1200 ms, wobei den 30 Versuchspersonen in jeder Bedingung Stimulusmaterial mit jeweils 75% konsistenten Paaren dargeboten wurde; abhängige Variablen waren die Reaktionszeit und die Fehlerzahl bei der evaluativen Entscheidung ueber die affektive Konnotation des Targetstimulus.

Signifikante Primingeffekte in Form verringerter Reaktionszeiten bei konsistenten vs. inkonsistenten Stimuluspaaren ergaben sich bei einer SOA von 0 und 100 ms; bei anderen SOAs ergaben sich keine Primingeffekte. Ein speed-accuracy-trade-off konnte als mögliche Erklärung für die beobachteten Primingeffekte ausgeschlossen werden, weil bei konsistenten Stimuluspaaren nicht mehr Fehler gemacht wurden als bei inkonsistenten.

Die Ergebnisse werden im Hinblick darauf diskutiert, ob und inwieweit sie sich mit konkurrierenden Erklärungsansaetzen für das affektive Priming vereinbaren lassen. Dabei werden Mechanismen der automatisch und weitgehend unbewusst ablaufenden Aktivierungsausbreitung (Fazio et al., 1986), Effekte strategischer Erwartungsbildung sowie postlexikalische Mechanismen der spontanen Bewertung der affektiven Konsistenz vorgelegter Wortpaare (Klauer, 1991) verglichen.


Literatur:

Fazio, R.H., Sanbonmatsu, D.M., Powell, M.C., & Kardes, F.R. (1986). On the automatic activation of attitudes. Journal of Personality and Social Psychology, 50 , 229-238.

Klauer, K.C. (1991). Einstellungen: Der Einfluss der affektiven Komponente auf das kognitive Urteilen . Goettingen: Hogrefe.





Beitrag zur 37. Tagung experimentell arbeitender Psychologen
Ruhr-Universitaet Bochum
9.-13.4.1995

Inter-Stimulus-Intervall und Anteilseffekt beim Affektiven Priming

Christian Rossnagel, Jochen Musch & Karl Christoph Klauer

Für das semantische Priming konnten verschiedene Moderatoren der Primingstärke nachgewiesen werden, die Aufschluss über die zugrundeliegenden kognitiven Prozesse geben. Von Bedeutung sind beispielsweise das Intervall zwischen Prime- und Zielreiz und der Anteil semantisch verwandter Prime-Ziel-Paare an allen dargebotenen Paaren. So fällt der Priming-Effekt bei einem hohen Anteil semantisch verwandter Wortpaare stärker aus, dieser Anteilseffekt verschwindet jedoch bei kurzen (<250 ms) Prime-Ziel-Intervallen (vgl. Neely, 1991). Dies legt nahe, daß der Anteilseffekt von strategisch kontrollierter, "langsamer" Erwartungsbildung abhängt. Im Bereich des Affektiven Primings sind die Entstehungsbedingungen des Anteilseffekts bislang offen.

Es wurde deshalb anhand positiv beziehungsweise negativ konnotierter Eigenschaftswörter geprueft, ob (a) sich der Anteil affektiv konsistenter Paare (beide Wörter positiv oder beide negativ) auf die Primingstaerke auswirkt und ob (b) ein solcher Anteilseffekt vom Intervall zwischen Prime- und Zielwort abhängt. In einem 2x3-Design wurde 180 Versuchspersonen mit einer Latenz von 200 ms beziehungsweise 1200 ms nach dem Primewort das Zielwort dargeboten, das per Tastendruck gemaess seiner sozialen Erwünschtheit als positiv oder negativ beurteilt werden sollte. Von den 128 zu beurteilenden Wortpaaren waren, je nach Versuchsbedingung, 75%, 50% oder 25% affektiv konsistent, der Rest inkonsistent; neutral bewertete Wörter kamen nicht vor.

Bei einem Anteil von 75% affektiv konsistenter Paare zeigt sich ein deutlicher Primingeffekt in der Größenordnung von 42 ms, während umgekehrt in der 25%-Gruppe ein leichtes negatives Priming (17.9 ms) zu beobachten war. Entgegen den Erwartungen war dieser Anteilseffekt jedoch auf das 200ms-Intervall zwischen Prime und Ziel beschränkt; bei einer Latenz von 1200 ms waren keine nennenswerten Primingeffekte mehr feststellbar. Es bleibt offen, inwieweit bei langen Latenzen der Effekt affektiven Primings durch nachgeordnete semantische Verarbeitung überdeckt wird. Insgesamt zeichnen diese Befunde, zusammen mit den Ergebnissen von Fazio et al. (1986) und Klauer & Stern (1989), das Bild einer schnellen und dennoch relativ differenzierten Verarbeitung affektiver Informationen im Sinne des "Affektiven Primats" (vgl. Murphy & Zajonc, 1993).

Literatur:

Fazio, R.H., Sanbonmatsu, D.M., Powell, M.C., & Kardes, F.R. (1986). On the automatic activation of attitudes. Journal of Personality and Social Psychology, 50 , 229-238.

Klauer, K.C., & Stern, E. (1989). Hinweise für die automatische Auswertung affektiver Konsistenz. Psychologische Beiträge, 31 157.

Murphy, S.T., & Zajonc, R.B. (1993). Affect, cognition and awareness:
Affective Priming with optimal and suboptimal stimulus exposures. Journal of Personality and Social Psychology, 64 , 723-739.

Neely, J.H. (1991). Semantic priming effects in visual word recognition: A selective review of current findings and theories. In D. Besner & G. Humphreys (Eds.), Basic processes in reading: Visual word recognition. Hillsdale, NJ: Erlbaum.


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Letzte Änderung: 24.7.96


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